Ich erinnere mich noch genau an den Moment, als ich zum ersten Mal von Gewaltfreie Kommunikation hörte. Ich war Landwirtin, Mutter von fünf Kindern und machte training zur Waldorflehrerin. In dieser Zeit verspürte ich den starken Wunsch, mich weiterzuentwickeln und meine Fähigkeiten zu verbessern, um junge Menschen bei ihrer individuellen Entwicklung zu unterstützen. Doch es vergingen Jahre intensiver Herausforderungen, bis mich GFK 2008 erneut packte und mich seitdem nicht mehr losließ. Damals hinterließ das Zitat „Willst du Recht haben oder willst du glücklich sein? Du kannst nicht beides sein“ einen tiefen Eindruck bei mir. Ich begann innezuhalten und darüber nachzudenken, was für mich als Lebensqualität wichtig war.

Ich entdeckte bald, welche tiefgreifende Veränderung ich in meinem Leben herbeiführen konnte, wenn ich den Wunsch, Recht zu haben, aufgab, Verantwortung für meine Gefühle und Bedürfnisse übernehme und die Erwartungen aufgab, dass andere so sein sollten, wie ich es wollte. Es hat jedoch Jahre gedauert, tief verwurzelte Muster zu überwinden und diese neue Version von mir wirklich anzunehmen. Immer wieder tauchten Selbstzweifel auf, die mich daran hinderten, meine innere Stärke zu finden und eine mitfühlende Haltung mir selbst und anderen gegenüber zu entwickeln.

Wenn ich an alle meine Begleiter und trainer*innen auf dieser Reise denke, insbesondere an Marshall Rosenberg (den ich kurz treffen durfte), erfüllt sich mein Herz mit Dankbarkeit und Liebe für die Bereicherung, die sie in mein Leben gebracht haben. Besonders hervorheben möchte ich Simone Anliker, Patricia und Benedikt von Fokus Empathie sowie meinen assessor*in Michael Dillo. Diese Coaching-Persönlichkeiten haben mir eine herausfordernde und intensive Lernerfahrung beschert, wofür ich sehr dankbar bin.

GFK hat mein Leben durchdrungen und alle Aspekte davon berührt. In meiner Rolle als Sozialtherapeutin, als Mutter und als Partnerin habe ich beobachtet, wie vorgefasste Vorstellungen darüber, was für andere gut ist, was von ihnen erwartet wird, was aus reiner Pflicht oder weil es „normal“ ist, getan werden Wohlergehen des Einzelnen oder der gesamten Gemeinschaft. Sogenannte Hilfsaktionen können schnell zu Beleidigungen werden, gut gemeinte Aktionen können zu traumatischen Erlebnissen führen und Kritik kann in einer Sackgasse enden. Um die in jedem Menschen vorhandene Lebenskraft (die göttliche Energie) zurückzugewinnen, die sich danach sehnt, sich in einem sicheren Raum zu manifestieren und zu entfalten, sind Achtsamkeit und neue Strukturen erforderlich.

Für mich ist es entscheidend geworden, altes Denken, das oft in den Strukturen von Gemeinschaften verankert ist, zu hinterfragen und eine offene und vorurteilsfreie Begegnung zu praktizieren.
Das bedeutet, die Beobachtung, auch des eigenen Denkens, zu pflegen und diese gemeinsam mit anderen zu üben. In diesem achtsamen „Bewusstsein“ erlebe ich die Essenz des Lebens, die mich und andere mit Liebe nährt.

Als Begleiterin und Coach möchte ich mich als Hebamme verstehen, die Geburtsprozesse unaufdringlich begleitet, Raum für Ressourcen öffnet und schmerzhafte Phasen liebevoll und einfühlsam begleitet. Ich möchte jemand sein, der in jeder Situation fragt, welchen Anteil an Ressourcen ich bereitstellen kann und der Offenheit und Neugier für das behält, was neu entstehen möchte.